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Ein Lob auf die Hörner

Schneeschuhwanderung zu den Schweizer Dolomiten. 

Die Lobhörner befinden sich hoch über dem Lauterbrunnental, 
auf dem Logenplatz im «Theater» Eiger, Mönch und Jungfrau.

#Lobhörner #Schneeschuhtour #Biwakieren

« Menschen, die die Berge lieben, sind aus tiefster Seele frei.
Sie entschweben leicht dem Alltagseinerlei.
Menschen, die die Berge lieben, wiederspiegeln Sonnenlicht.
Die andern, die im Tal geblieben, verstehen ihre Sprache nicht. »

STEFAN SCHRÖDER

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Tag 1

Isenfluh – Sulwald – Alp Suls – Lobhornhütte – Schwarze Schopf

Unsere Winterexpedition startet am Freitag, 3. März 2023, 10:50 Uhr, an der LSB Talstation Isenfluh, welche man mit dem Postauto von Lauterbrunnen aus erreicht. Die rote, kleine Luftseilbahn bringt uns steil hinauf nach Sulwald (ganzjähriger Betrieb). Geplant war eine abenteuerliche Schneeschuhtour hoch über dem Lauterbrunnental inklusive zwei Nächte im Zelt – ganz nach dem Motto: «Go hard – 
or go home». Hinzu kamen eine Runde «Füdli-Bob» und zwei geplatze Wärmebeutel.

Der Schneeschuhwanderweg ist gut markiert – allerdings suchen wir vergeblich nach Schnee. Entsprechend wandern wir bei beinahe sommerlichen Temperaturen durch den wunderschönen, mystischen und verwogenen Wald. Nach einer guten Stunde erreichen wir die Alp Suls (1903 m.ü.M.), wo wir anschliessend östlich einen Abstecher zur Lobhornhütte (1954 m.ü.M.) machen und uns mit leckeren, «Spätzli» stärken.

Länge Total:  2,8 km    I       Aufstieg / Abstieg Total : 441 hm / 7 hm      I       Zeit: 1h 16 min

Erleichtert darüber, die Schneeschuhe doch nicht vergebens hochgetragen zu haben, erkunden wir die Schneesituation mit dem Feldstecher und gehen so die Route bzw. die Schlüsselstellen noch einmal durch. Bestens gelaunt und bei Traumwetter stapfen wir vorbei am Sulsseewli (1921 m.ü.M.) immer weiter Richtung «Grätli», wo wir die Lobhörner ein erstes Mal von nahem in ihrer imposanten Pracht vor uns sehen. Die Sonne setzt die sechs Zacken perfekt in Szene, wir halten für ein erstes Fotoshooting.

Welch ein Panorama – aber es geht noch weiter, wir biegen in westliche Richtung ab und entscheiden uns kurze Zeit später auf dem «Schwarze Schopf» (2285 m.ü.M.) unser Nachtlager einzurichten. Kriterien für den Schlafplatz: möglichst spektakulär, wind- und wettergeschützt kann jeder. Die Stimmung ist auf dem hoch «WOW», «krass» und «unglaublich» wechseln sich im Minutentakt ab. So wie sich Eiger, Mönch und Jungfrau langsam bettfertig machen, stampfen wir eine flache Unterlage in den Schnee – Küche, Badezimmer und Wohnzimmer klar abgetrennt – und schlagen unser Zelt auf.  

Mit dem spektakulären Sonnenuntergang, sinken auch die Temperaturen genauso spektakulär. Die Entscheidung kalte Finger oder warmes Risotto fiel uns leicht, zumal wir am Mittag noch unsere letzte warme Malzeit hatten, begnügten wir uns mit einem heissen Tee und verkrochen uns in unsere kuscheligen Schlafsäcke – Licht aus «Tschau Kakao».

Länge Total:  2,2 km    I       Aufstieg / Abstieg Total : 386 hm / 57 hm      I       Zeit: 1h 04 min

Tag 2

Schwarze Schopf – Chlys Lobhore – Ufen Hublen

Um 06:00 Uhr klingelt der Wecker. Nach einer angenehmen Nacht treibt es uns nach Draussen – verpassen will man schliesslich nichts. Eingepackt in unsere warme Daunenjacken, beobachten wir den vorbeiziehenden Nebel und geniessen die frühen Morgenstunden. 

Dankbar und erstaunt darüber, dass die Sonne unsere eingefrorenen Zehen im Handumdrehen wieder aufgetaut hat, entspannen wir noch ein wenig auf unseren Isomatten und kosten das «Après-Ski»-Feeling in vollen Zügen aus. Um 12:30 Uhr ziehen wir zum Westgrad der Lobhörner los. Als wir eine gute halbe Stunde (2565 m.ü.M.) später oben angekommen sind, rächt sich unsere «laisse-faire» Strategie. Der Schnee ist zu weich, um dem markierten Schneeschuhwanderweg zu folgen, und wir entscheiden uns für die semi-riskante Variante die Lobhörner auf der Schattenseite zu umgehen – welch ein Glück schaut meine Mutter gerade nicht zu. 

TURN SOUND ON

Nach einer guten Stunde erreichen wir die östliche Seite der Lobhörner («Chlys Lobhore», 2519 m.ü.M.), wo wir angesichts der fortschreitenden Zeit kurz nervös werden, zumal keine geeignete Fläche zur Übernachtung vorhanden ist. Mangels Alternativen entscheiden wir uns pragmatisch – ab durch die Mitte – den Hang auf unseren Rucksäcken herunterzurutschen und nördlich der «Ufen Hublen» (ca. 2219 m.ü.M.) unser Zelt aufzustellen. 

Der Wind lässt den gestrigen Abend wie einen Kindergeburtstag erscheinen und wir sind dankbar, dass wir nicht nur sechs, sondern acht Päckchen Wärmebeutel eingepackt haben. Noch kurz eine warme Malzeit in der Küche zubereitet und mit Uncle Bens «Tomaten Mascarpone Risotto» im Bauch verkriechen wir uns in die Schlafsäcke. Vor dem Einschlafen ein letzter Gedanke: War bei der Tourenplanung nicht noch ein weiterer See in der Nähe («Obers Sulsseeli», 2191 m.ü.M.)? Ein geübter Blick auf die Karte zeigt, dass unser Zelt auf festem Boden steht und dies lässt uns ruhig und dennoch frierend eindösen.

Länge Total:  1,9 km    I       Aufstieg / Abstieg Total : 183 hm / 259 hm      I       Zeit: 45min

Tag 3

Ein Traum von Bratwurst und Pommes

Nach einer kalten und ungemütlichen Nacht wollen wir eigentlich nur noch eins: Bratwurst und Pommes. Schnell stellen wir indessen fest, dass alles gefroren ist – Socken, Schuhe, Jacken. Es bleibt uns nichts anderes übrig als abzuwarten, bis die freundliche Frau Sonne aufsteht und mit ihrer Wärme unser Equipment auftaut. Um 09:00 Uhr brechen wir auf, Richtung Zivilisation. Gefühlt haben wir in drei Tagen, den Khumbu Icefall, die Lhotse Wall und den Hillary Step überwunden. Es war ein unglaubliches Abenteuer und wir sind froh mit allen Extremitäten in Interlaken wieder in den Zug zu steigen.

© 2022 mathias-eicher.ch

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